Neues zum Thema Inspektions- und Handsteuerkästen

In den vergangenen 10 Jahren hat sich die Ausführung der Servicesteuerungen an Aufzuganlagen in der Branche allgemein gewandelt.

 Fachbericht von Georg Wallraff, veröffentlicht im Lift-Journal Oktober 2006

Waren über Jahrzehnte hinweg feste Steuertaster in den Schaltschränken und Inspektionskästen Stand der Technik, begann allmählich der Trend, diese Einrichtungen durch Handsteuerkästen mit einer 2-5m langen Verbindungsleitung zum Steuerteil zu ersetzen.

Hauptvorteil war zunächst die verbesserte Orientierung bei der Servicefahrt.
Hinzu kam die Forderung der Architekten, bei Panorama-Aufzügen auf unförmige Kästen auf dem Fahrkorbdach zu verzichten. Als Lösung erfolgte die Klemmverteilung in den Kabinentableaus oder unter dem Fahrkorb. In beiden Fällen wurden Handsteuerkästen für die Inspektionsfahrt erforderlich.
Dem Trend folgend liefern die Schalterhersteller somit statt der losen Taster immer häufiger fertige Handsteuerkästen an die Aufzug-Steuerungshersteller.
Die Firma W+W Aufzug- und Industriekomponenten hat sich als Hersteller von  Handsteuerkästen intensiv mit der Technik beschäftigt.
Um größtmögliche Sicherheit für diese Einrichtungen zu gewährleisten, hat sich W&W bereits früh dazu entschlossen für den Inspektions- und Rückholschalter Ein/Aus grundsätzlich Nockenschalter mit Zwangstrennung zu verwenden.

Unterschied zwischen einfachen Hebelschaltern und Nockenschaltern
Grundsätzlich entscheiden die Steuerungshersteller, welche Schalterart in Ihren Aufzugsteuerungen eingesetzt werden. Im eingebauten Zustand lassen sich die beiden Varianten kaum unterscheiden. Die Öffnerkontakte sind bei beiden zwangsöffnend nach EN60 947-5-1-3. Der Unterschied besteht bei den Schließerkontakten. Anders als beim Nockenschalter ist es beim einfachen Hebel-Tastschalter  möglich, dass die Schließerkontakte z.B. durch Verschweißung bei einem Überstrom kleben bleiben, es besteht somit keine Zwangstrennung. 
Da die Serviceschalter Rückhol- und  Inspektion- Ein/Aus  mit den Schließerkontakten Teile des Sicherheitskreises überbrücken (z.B. den Notendschalter), empfiehlt es sich Nockenschalter einzusetzen.

Erhöhung der Betriebssicherheit von Not-Stopschaltern in Handsteuerkästen
Durch die Veränderung der Einbaulage von fest montierten Kästen zu mobilen Handsteuerkästen wurde die mechanische Belastung auf die Tasterelemente deutlich erhöht. Grundsätzlich ist es möglich, dass Handsteuerkästen den Monteuren aus der Hand gleiten. Die dabei auftretenden Kräfte können, je nach Aufprall und Bodenhärte extrem hoch sein. Bei dieser Situation darf sich in keinem Fall das Stop-Kontaktelement lösen oder abbrechen und die Zwangsöffnung des Stopschalters außer Funktion gesetzt werden.
Auch wenn die von W+W  eingesetzten Stopschalter durch diese Kräfte selbst ohne zusätzliche Sicherung nicht funktionsuntüchtig werden, hat sich das Unternehmen dazu entschlossen, ein zusätzliches Sicherheitsbauteil zu entwickeln.

Kontakt-Ausfallsicherung
Die neu entwickelte Kontaktausfallsicherung wird mittig in das Stopschalterelement eingerastet. Zum Einem wird damit ein Ausbrechen der Kontakte nach unten verhindert, als zweiten Effekt werden die Kräfte bei starken Stößen durch den Hohlraum stoßgedämpft.

Materialkonsistenz von Handsteuergehäusen
Auf Grund des starken Wettwerbdrucks, dem die Aufzugfirmen und somit auch die Aufzug-Steuerungshersteller ausgesetzt sind, sind die Marktteilnehmer ständig auf der Suche nach immer preiswerteren Komponenten. Auch bei den Handsteuerkästen werden deshalb immer wieder Materialien angeboten, die preiswerter sind, dafür aber aus minderwertigeren Kunststoffen bestehen. Häufig sind diese Materialien leicht entzündlich und brennbar und erzeugen hierbei hochgiftige Gase. Entgegen diesem Trend verwendet W&W ausschließlich schlagzähes, selbstverlöschendes VO UL94 Material. Da seitens der Aufzugnormen EN81-1 und -2 keine grundsätzlichen Anforderungen zu diesem Thema bestehen, muss letztendlich jeder Marktteilnehmer selbst entscheiden, welche Teile er verwendet und welches Risiko er mit seinen Produkten in den Verkehr bringt.